Pflege - attraktiver Beruf mit Zukunft?

Veröffentlicht am 27.04.2013 in Presse

Die Seniorenbeauftragte des Marktes Frontenhausen Helga Mayer, SPD-Ortsvorsitzender Hartmut Manske, Einrichtungsleiter Siegfried Kühn, Johanna Werner-Muggendorfer MdL, Altenpflegerin Berta König, Marion Winter, Pflegedienstleiter Michael Rehrmann, SPD-Kreisvorsitzender Dr. Bernd Vilsmeier und SPD-Kreisrätin Christine Trapp.

SPD-Veranstaltung im AWO-Seniorenheim beleuchtete die Situation der Pflegeberufe
Frontenhausen. Der SPD-Ortsverein und die SPD-Kreisvorstandschaft luden ins AWO-Seniorenheim nach Frontenhausen ein, um das Thema „Pflege - attraktiver Beruf mit Zukunft?“, näher zu beleuchten. Zu Gast war die SPD-Landtagsabgeordnete Johanna Werner-Muggendorfer, und, SPD-Kreisvorsitzender Dr. Bernd Vilsmeier. Der Leiter des AWO-Seniorenheims, Siegfried Kühn stellte dies anhand der Situation im AWO-Heim vor und ging auf die Herausforderungen bei der Pflege ein. Die Altenpfleger Michael Rehrmann und Berta König stellten die Situation und die Ausblicke aus ihrer Sicht dar.

Pflegeberufe haben einen Frauenanteil von über 80 Prozent – in den ambulanten Diensten sind sogar fast 90 Prozent der Beschäftigten weiblich. Altenpfleger/innen verdienen signifikant weniger als Krankenpfleger/innen. Innerhalb der Berufsgruppen gibt es deutliche Ungleichheiten bei den Verdienststrukturen zwischen den Geschlechtern: Frauen bekommen deutlich geringere Löhne als Männer. Beschäftigte in den Pflegeberufen sind häufiger krank als der Gesamtdurchschnitt der Beschäftigten in Deutschland. Altenpfleger/innen verlassen ihren Beruf eher als Krankenpfleger/innen. Es gibt eine Zunahme der Ausbildungsplätze in der Altenpflege – generell genießt der Ausbildungsberuf allerdings wenig Attraktivität bei Schüler/innen, erläuterte SPD Kreisvorsitzender Dr. Bernd Vilsmeier in seiner Einführung.
Liegt in der Altenpflege die Zukunft? Mit dieser Frage stieg Johanna Werner-Muggendorfer in ihr Referat ein. Altenpfleger sei zweifelsohne ein wichtiger Beruf. Ein Beruf der mit Menschen zu tun hat sei auch attraktiv, weil viel Zuneigung und Bestätigung zurückgegeben wird. Es müsse aber noch einiges dafür getan werden, damit dieser Beruf wahrgenommen wird. Durch die alternde Gesellschaft verspricht er sichere Berufsaussichten. Allerdings sollte der Beruf Altenpfleger auch lukrativ sein. Die Freie Wohlfahrtspflege Landesarbeitsgemeinschaft Bayern, in der Organisationen die mit Altenpflege zu tun haben zusammengeschlossen sind, fordert mehr Geld aus der Pflegeversicherung für die pflegebedürftigen Menschen. Die politisch Verantwortlichen müssten sich damit auseinandersetzten, dass die Zahl der Erwerbstätigen bis 2050 um 20 Prozent zurückgehen. Deshalb müssten die Leistungsbeiträge der Pflegeversicherung jetzt erhöht und kontinuierlich dynamisiert werden, um Einbußen in der Pflegeversicherung weitgehend zu meiden. Der Ansatz der SPD zur Lösung dieses Problems sei die Bürgerversicherung, da sich die Einnahmebasis verbreitern müsse.
Als weitere Forderung nannte die Landtagsabgeordnete die Refinanzierung der Personalkosten über Pflegesätze und Gebühren, um die Bezahlung angemessener Löhne und Gehälter zu ermöglichen. „Pflegebedürftige Menschen brauchen Zeit und kompetente Mitarbeitende“, führte Frau Werner-Muggendorfer weiter aus. Die Fachquote von 50 % in der stationären Pflege und Betreuung bleibe dabei für die Freie Wohlfahrtspflege Bayern unverzichtbar. Die Gebühren der ambulanten Pflege müssten entsprechend so bemessen sein, dass sie eine zeitlich ausreichende und qualifizierte Personalausstattung ermöglichen. Zur Gewinnung der Fachkräfte sei eine öffentlich finanzierte, kostenfreie Ausbildung zwingend erforderlich. Zur Steigerung der Ausbildungsplätze in Pflegeeinrichtungen sei eine solidarische Finanzierung der betrieblichen Ausbildung notwendig. Bis zur bundesgesetzlichen Umsetzung dieser Forderung müsse Bayern unverzüglich eine Umlage der Wettbewerbsverzerrung zwischen ausbildenden und nicht ausbildenden Einrichtung ausgleichen.
Die steigenden qualitativen Anforderungen durch fachlichen und medizinischen Fortschritt wie zum Beispiel Expertenstandart für Sturzprophylaxe müssen finanziert werden. Die gesetzlichen Vorgaben bei der Dokumentation müssten auf ihre Notwendigkeit hin überprüft werden, denn Entbürokratisierung entlaste pflegende Menschen. Außerdem müsse die Orientierung an bloßen körperbezogenen Verrichtungen, die nach Minutenwerten bemessen werden, durch ein umfassendes Verständnis der Pflege und Betreuung abgelöst werden, betonte Johanna Werner-Muggendorfer abschließend nach dem Motto „Sauber und satt ist nicht alles!
Die Altenpfleger Herr Rehrmann und Frau König berichteten aus der Praxis und schilderten die Situation aus ihrer Sicht. Der Einrichtungsleiter des Seniorenheims, Siegfried Kühn erläuterte, seit elf Jahren seien alle Anforderungen an die Mitarbeiter gestiegen, leider aber nicht der Personalschlüssel. Für die Rüstigen wird mit einer Pflegekraft für 24 Bewohner gerechnet. Dies sei einfach nicht machbar. Der Arbeitsmarkt im Bezug auf Altenpfleger/innen sei wie leergefegt. Um dem Problem Krankheitsfolgen durch Überlastung bei Pflegekräften entgegenzuwirken, müssten mehr Teilzeitverträge angeboten werden. Hier seien sowohl die Politik als auch die Verantwortlichen gefordert. Bei den jungen Leuten müsse das Bewusstsein geweckt werden, dass Pflege und Zuwendung etwas Wichtiges ist und erfolgreich sein kann. Die Berufsaussichten bezeichnete Herr Kühn als sehr gut.
Im Laufe der Veranstaltung stellte sich den Besuchern ein junger Arbeitsloser vor, der derzeit ein 14-tägiges Praktikum im Heim absolviert. Er berichtete, er würde gerne die Ausbildung zum Altenpfleger machen würde. Dies scheitere jedoch daran, dass er wieder für den Arbeitsmarkt verfügbar sein müsse, um eine andere Stelle anzunehmen. Eigentlich sei ihm zugesichert worden, dass die Kosten übernommen werden. Eine Ausbildung zum Betreuungsassistenten, würde drei Monate betragen, jedoch um eine Ausbildung förderungsfähig zu machen, muss sie mindestens 180 Tage betragen, ergänzte Pflegedienstleiter Michael Rehrmann. Zudem würde sich sein Lohn unter dem geforderten Mindestlohn bewegen. Der junge Mann sei zur Untätigkeit verdammt, weil es die Gesetzeslage der Arbeitsagentur so gebiete. Wenn man ihm eine längere Praktikantenstelle anbieten könnte, könne er im September bereits mit der Ausbildung beginnen. Verdienstmöglichkeiten bestünden nur mit der examinierten Ausbildung. Einrichtungsleiter Siegfried Kühn meinte: „Das ist ein typischer Fall. Junge Menschen begeistern sich für den Beruf des Altenpflegers, jedoch gibt es Lücken in unserem System!“
Der Vorsitzende des SPD Ortsverbandes Frontenhausen Hartmut Manske betonte zusammenfassend, die Gesellschaft sei aufgefordert parteiübergreifend sich derer anzunehmen die mit Menschen arbeiten möchten und diesen Beruf auch gerne ausüben wollen.

(Quelle: Dingolfinger Anzeiger vom 25. April 2013, Anna Unterholzer)

 

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